Wie der Himmelvota mit seinem "Welterschaffen" fertig war, war er recht müde. Sogar für den Herrgott war das anstrengend. Nicht nur die vielen Ideen ausdenken, auch die kleinen Engel, die dauernd vor seinen Füßen hermuliefen, wenn er seine machtvollen Befehle: "Es werde!" in das Weltall rief. So legte er sich in einen Schatten und wollte amol a Ruh.
Da erbaten sich die Engel für eine Weile seine Macht, um auf einem kleinen Stückchen Erde auch etwas erschaffen zu können.
Müde drückte er seine Augen zu. Mit großem Eifer bauten die Engel hohe Berge mit Eis und Schnee, enge Täler, wo wilde Bäche zu Tale brausten, enge Schluchten, wo über Felsen klare Wasser stürzten und viele Quellen aus Moos und Stein hervorquollen.
Felsigen Bergwald und noch höher das Brumach und Zottach, wo sich das Wild verstecken konnte. Und Blumen - in allen Farben - die sich auf den Berghängen im Winde wiegten, ja auch Schmetterlinge erdachten sie sich nur so zum Spaß.
Wie der Herrgott vom Mittagsschlaf erwachte, schlug er seine Hände über dem Kopf zusammen. "Meine lieben Engel, was ihr da zusammengebaut habt, ist zwar schön, aber ind er Gegend bleibt mir kein Mensch! Den ebenen Ackerboden habt ihr völlig vergessen, wovon soll er leben? So arbeitsam und genügsam ist der Mensch, den ich erschaffen hab. nun auch wieder nicht!"
Wie der liebe Gott aber die traurigen Gesichter der Engel sah, taten sie ihm leid.
Da machte er einen neuen Menschen aus guter, einfacher Art. Er gab ihm eine geschkte Hand, einen genügsamen und humorvollen Sinn und viel Heimweh in sein empfindsames Herz.
So schuf er den Osttiroler.
[frei nacherzählt nach Reimmichl | aus: Theresia Knoll - Kerschbaumer Bäurin: Geschichten aus den Hohen Tauern, Eigenverlag 1992]